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Wenn das Leben einfach passiert: 5 Schritte zu mehr Eigenverantwortung

Aktualisiert: 2. Okt.

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Kennst Du das Gefühl, den Umständen hilflos ausgeliefert zu sein? Der Chef ist unfair, die Rahmenbedingungen schwierig und Beziehungen laufen nicht wie erhofft. In solchen Momenten rutschst Du unbewusst in eine Rolle, die Stephen Covey das "Opferprinzip" nennt. Eine Position der Passivität, in der Du die Kontrolle abgibst.


Diese Opferhaltung kann sich zu einer festen Identität entwickeln. "Mir passiert immer so etwas" oder "Ich kann nichts dafür" werden zu Kernsätzen der eigenen Geschichte. Doch das Festhalten an dieser Rolle führt in eine Sackgasse und bindet Energie, die Du für die Gestaltung Deines Lebens nutzen könntest.


Dieser Artikel zeigt Dir eine Möglichkeit aus der Passivität hin zu einem Leben bewusster Entscheidungen. Die Übernahme von Verantwortung für Dein Leben ist die größte Quelle für innere Ruhe und Freiheit. Die Reise vom Opfer zum Gestalter lässt sich in fünf Schritten beschreiben. Nicht in Form einer einfachen Checkliste, sondern als mentaler Rahmen, der Dir hilft, die Kontrolle zurückzugewinnen.


Opfer oder Gestalter? Ein ehrlicher Blick


Das Opfer-Gestalter-Modell von Stephen Covey unterteilt das Leben in zwei Bereiche: den Betroffenheitsbereich und den Einflussbereich.


Der Betroffenheitsbereich umfasst alles, was Dich betrifft, worauf Du aber keinen Einfluss hast: Wirtschaftslage, Politik oder das Verhalten anderer. Menschen im Opfermodus fokussieren sich auf diesen Bereich. Sie jammern, grübeln und schieben anderen die Schuld zu. Ihre Sprache: "Da kann ich sowieso nichts machen" oder "Das habe ich nicht entschieden, aber muss es ausbaden."


Das Gestalterprinzip richtet den Fokus auf den Einflussbereich und damit auf alles, was Du aktiv gestalten kannst: Deine Reaktionen, Entscheidungen und Handlungen. Gestalter sind lösungsorientiert und sprechen in Ich-Botschaften: "Ich denke" oder "Ich werde". Sie fragen sich: "Was kann ich selbst tun?" und ergreifen die Initiative.


Psychologen sprechen vom "Locus of Control" - der Kontrollüberzeugung. Menschen mit internalem Locus of Control glauben, dass ihre Erfolge und Misserfolge von ihren eigenen Fähigkeiten abhängen. Sie sehen sich als Gestalter. Wer external orientiert ist, glaubt an Schicksal, Zufall oder die Macht anderer und befindet sich im Opfermodus.


Die 5 Schritte vom Opfer zum Gestalter


Diese fünf Schritte bieten einen klaren Rahmen, um Deine Handlungsfähigkeit zu stärken. Sie sind ein Training der Gedanken und Handlungen, das Dich auf den Weg bringt, den Umständen nicht zu folgen, sondern sie zu formen.


Schritt 1: Bewusstsein - Erkenne die Opferhaltung


Der erste und schwierigste Schritt ist, die eigene Opferhaltung zu erkennen. Sie versteckt sich oft subtil in Denk- und Sprachmustern: ständiges Klagen, Schuldzuweisungen an andere und ein tief verwurzeltes Gefühl der Hilflosigkeit.


Stelle Dir ehrliche Fragen:


  • "Worüber beklage ich mich immer wieder?"

  • "Wann schiebe ich anderen die Schuld für meine Probleme zu?"

  • "Wann fühle ich mich ohnmächtig?"


Diese Selbstreflexion dient nicht der Selbstverurteilung, sondern schafft ein klares Bild der aktuellen Situation.


Schritt 2: Akzeptanz - Was kann ich nicht ändern?


Verantwortung übernehmen bedeutet nicht, alles kontrollieren zu können. Es geht darum zu akzeptieren, was außerhalb Deines Einflussbereichs liegt. Echte Akzeptanz ist nicht Resignation ("Es ist, wie es ist, also gebe ich auf"), sondern aktiv: "Es ist, wie es ist. Was tue ich jetzt damit?"


Beispiel: Stau auf der Autobahn. Du kannst Dich ärgern. Das ändert nichts an der Situation, verschlechtert aber Deine Laune. Oder Du akzeptierst die Gegebenheit und fragst Dich: "Wie reagiere ich darauf?" Vielleicht nutzt Du die Zeit für einen Anruf oder atmest einfach durch.


Schritt 3: Selbstreflexion - Wo ist mein Anteil?


Der transformativste Schritt: Richte den Blick von anderen und den Umständen auf Dich selbst. Es geht nicht darum, Dir selbst die Schuld für alles zu geben, sondern Deinen Anteil an einer Situation zu erkennen.


Frage Dich:


  • "Was ist mein Beitrag zu dieser Situation?"

  • "Welche meiner Entscheidungen haben mich hierhergeführt?"

  • "Was hätte ich anders machen können?"


Das gilt auch für Deine Gefühle, allerdings nicht ganz so trivial in der Umsetzung. Deine emotionalen Reaktionen entstehen in einem komplexen, meist unbewussten Verarbeitungsprozess. Niemand kann Dich direkt wütend oder traurig machen, aber Dein System reagiert automatisch auf Situationen und Worte basierend auf früheren Erfahrungen und Prägungen.


Die gute Nachricht: Diese automatischen Reaktionen sind veränderbar. Du kannst lernen, Deine inneren Prozesse bewusster wahrzunehmen und neue Bewertungsmuster zu entwickeln. Das braucht jedoch Zeit und Geduld mit Dir selbst. Es geht nicht um Kontrolle über Gefühle, sondern um das allmähliche Erweitern Deiner Wahlmöglichkeiten im Umgang mit ihnen.


Frage Dich:


  • "Welche alten Muster laufen hier ab?"

  • "Was braucht mein System, um sich sicher zu fühlen?"

  • "Wie kann ich freundlicher mit meinen automatischen Reaktionen umgehen, während ich neue Wege erkunde?"


Achte auf Deine Sprache:


Wer Verantwortung scheut, versteckt sich hinter "Man müsste …" oder "Man sollte …".

Wer Verantwortung übernimmt, spricht in Ich-Botschaften: "Ich werde …" oder "Ich will …"


Schritt 4: Handlung - Mach es wie ein Gestalter


Nach Bewusstsein, Akzeptanz und Selbstreflexion kommt die Handlung. Warten auf den "perfekten Moment" ist eine Flucht vor der Realität. Gestalter kommen ins Tun. Setze Dir klare, erreichbare Ziele und beginne mit kleinen, bewussten Schritten.


Eigenverantwortung im Alltag:


  • Im Beruf: Sprich aktiv mit Kollegen, wenn Dir Aufgaben unklar sind, statt abzuwarten. Entwickle eigene Lösungsvorschläge für Probleme. Melde Dich bei Meetings zu Wort, auch wenn Du Dir unsicher bist.

  • In Beziehungen: Frage direkt nach, wenn Du Dich missverstanden fühlst, anstatt zu interpretieren. Plane bewusst Zeit für Menschen ein, die Dir wichtig sind. Teile Deine Wünsche mit, auch wenn sie unbequem sind.

  • Für Dich selbst: Übernimm Verantwortung für Deine Gesundheit, Ernährung und emotionalen Bedürfnisse.


Aktives Handeln führt zu einem Gefühl der Selbstwirksamkeit und stärkt das Selbstvertrauen. Du siehst, dass Du etwas bewirken kannst - das motiviert zu weiteren Schritten.


Schritt 5: Neudefinition - Von der Verpflichtung zur Lust


Ein anspruchsvoller Schritt: der Übergang von der Verpflichtung zur Lust. Viele Menschen schaffen es aus der Opferrolle heraus und handeln aus Verpflichtung: "Ich mache das, weil ich muss." Sie erfüllen ihre Pflicht, aber ohne innere Freude. Das führt zu Frust und begrenzter Energie.


Die höchste Stufe entsteht, wenn Du eine Aufgabe vollständig intellektuell und emotional annimmst. Du machst sie Dir zu eigen und handelst nicht mehr für andere, sondern aus innerer Überzeugung. Diesen Wandel zu vollziehen gelingt oft leichter mit gezielter Coaching-Unterstützung. Das Ziel ist ein Weg, der Dich innerlich zufrieden macht.


Fazit: Die Essenz der Freiheit


Der Weg vom Opfer zum Gestalter ist ein bewusster und andauernder Prozess. Es geht nicht darum, niemals zu klagen oder immer positiv zu sein. Es geht darum, Dir Deiner Macht bewusst zu werden: der Macht zu entscheiden, wie Du auf die Herausforderungen des Lebens reagierst.

Die Belohnung ist ein Leben in Selbstbestimmung, innerer Ruhe und tiefer Zufriedenheit. Du wirst zum Schmied Deines eigenen Glücks. Eine Befreiung von der Abhängigkeit äußerer Umstände und eine Rückkehr zu Dir selbst.


Der richtige Zeitpunkt, diesen Weg zu beginnen, ist immer jetzt. Fang an, Deine Sprache zu beobachten. Stelle Dir die Fragen, die Dich aus dem Grübeln ins Handeln bringen. Jede kleine, bewusste Entscheidung ist ein Schritt in die richtige Richtung.

 
 
 

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